training programm – eine Weiterbildung für Erzieherinnen in Indien konzipieren und umsetzen

Noch kann ich mich an meine erste Reaktion erinnern, als der ehemalige Geschäftsführer Horst Kowski mir den Auftrag, trainings, also Weiterbildungen für Erzieherinnen in Indien durchzuführen, erteilte:

Das kann doch gar nicht gehen! Für eine gelingende Weiterbildung benötige ich eine umfassende fachliche und emotionale Kopplung an die Zielgruppe. Und wie bitte soll ich das in so kurzer Zeit und mit den Sprachbarrieren und den verschiedenen Fachlichkeiten und Erziehungs/lernzielen denn schaffen? Ein dicker Kloß, ich gestehe, steckte im Hals.

Drei Aspekte haben mir den Einstieg in die Umsetzung wesentlich erleichtert:

  1. die vielen, vielen Hospitationen, tageweise auf dem Fußboden verschiedener creche und tuition Einrichtungen verbringend, beobachtend und nachfragend – immer wieder meine Eindrücke und Fragen abgleichend mit der Einschätzung der mich begleitenden Principal Thanga Lekshmi und im Gespräch mit dem Team vor Ort – interessiert und engagiert sein (für die LerngeschichtlerInnen unter den Lesenden)!
  2. die Möglichkeit Unterrichtseinheiten im Housemothertraining Center zu konzipieren und durchzuführen; quasi Trockenübungen mit den jungen trainees zwischen Sprachwelten und den Inhalten. Es ermöglichte mir sicherer zu werden in einer mir nicht vertrauten Lehrsprach Englisch und mit den zeitlichen Verzögerungen durch die Übersetzung. Und ausprobieren zu können, wie ich meine Aussagen über die Bilder aus der indischen KiTaWelt unterstützen kann- Herausforderungen standhalten.
  3. das Erleben, wie sich ein positives „Übersetzungsklima“ entwickelt – sich sicher sein, dass meine fachlichen Aussagen und Erklärungen auch in der Übersetzung aufgenommen werden, dass ein Zusammenspiel entsteht zwischen Referentin und Übersetzerin – und von dort die Brücke zu den Teilnehmende – an einer Lerngemeinschaft teilhaben und mitwirken.

Deutsch und Tamil – die beiden native languages, Englisch die verbindende Sprache und die nonverbale Communication sowie die Bilder als erweiternde Medien – wichtige Werkzeuge!

Rückblickend waren die Bilder wohl erfolgsentscheidend. Die Rückmeldung nicht nur zu dem was auf den Bildern inhaltlich zu sehen ist – eine ganz neue Erfahrung für die Teilnehmenden, sondern dass es diese Bilder gibt, dass ich mir die Mühe gemacht hatte sie aufzunehmen, auszuwerten und gezielt einzusetzen, hat Türen in die indische KiTaKultur geöffnet. Über die Bilder konnte ich koppeln: „unsere Arbeit ist es wert aufgenommen und ausgewertet zu werden; unsere Arbeit gibt die Grundlage Positives/Gelingendes darzustellen wie auch Kritisches und Veränderungswürdiges. Wir stehen im Mittelpunkt des Interesses.“

Die fachlichen Inhalte erfuhren durch die Rahmung mit den Bildern ihre Relevanz – wohl mehr noch als die Einbindung in die „weltweite Einschätzung“ zur frühkindlichen Bildung.

Die Tatsache einen ganzen Tag „nur“ zu fachlichen Inhalten und deren Konsequenzen für die pädagogische Arbeit und Organisation zu arbeiten, war für die Teilnehmenden ungeübt; wurde aber als höchst ertragreich erlebt.

Der Wunsch sich zu entwickeln, to improve the work, die Erforderlichkeit sich up zu daten, das folgte fast von allein ohne offensichtlichen Druck aus den Führungsebenen.

Fortbildungen kultursensitiv konzipieren ist mit Sicherheit eine Haltung, die für jede Form von Fortbildung „für andere“ ein Gelingensfaktor ist: abholen, sagen wir oft flapsig – ‚ein Stück des Weges gemeinsam gehen‘ folgt, um dann im Transfer zu sehen, ob es wirksam sein konnte (und wie Wirksamkeit definiert wird).

 

Für eine der vier Fortbildungsgruppen, die ich begleiten konnte war zeitlich noch ein Transfertermin nach 4 Wochen möglich. Jede Einrichtung hat für sich herausgearbeitet, welche Inhalte für sie im Nachgang in der Praxis entscheidend waren und welche Veränderungen möglicher Weise erfolgten. Häufig gab es Änderungen im Bereich der Tagesstruktur, der Raumorganisation undder Gruppenzusammensetzungen – stets mit dem Ziel den sehr heterogenen Gruppen (und den resultierenden Schwierigkeiten) neu zu begegnen, Konzentration und Ruhe zu ermöglichen; aber auch den Kindern gerechter zu werden…. Schritte zu einer Nachhaltigkeit der Fortbildung.

ungewohnt, aber auch eine Idee des Kopplens war die jungen Trainees mit klenen Projektpräsentationen in die Fortbildung einzubeziehen - Lernen und Lehren; wertschätzend und wert geschätzt  erleben
ungewohnt, aber auch eine Idee des Kopplens war die jungen Trainees mit klenen Projektpräsentationen in die Fortbildung einzubeziehen – Lernen und Lehren; wertschätzend und wert geschätzt erleben

 

im gemeinsamen Bewegungsparcour als Beispiel für bewegtes Spielen waren dann auch alle aktiv - neue Methoden ermöglichten neue Begegnungen
im gemeinsamen Bewegungsparcour als Beispiel für bewegtes Spielen waren dann auch alle aktiv – neue Methoden ermöglichten neue Begegnungen

 

 

Spannend wird nun sein, wie die geplanten Erstellung einer Rahmenkonzeption für den Bereich der Kindertagesbetreuung im CMS (main guideline) und deren systematische Einführung entwickelt.

 

Feedback der volunteer Aletta Winkler, die als Studierende 4 Wochen in Nagercoil im Housemother Trainingcenter und im benachbarten Childrenshome des CMS  mitgearbeitet hat:

Wie schafft man es ein Kind, das anscheinend kein Interesse zeigt, in die Gruppe miteinzubeziehen?
Kann Spielen gleichzeitig Lernen sein?!?
Und wie kann so ein spielerisches Lernen aussehen?
All das waren Fragen die Kariane Höhn in ihrem Seminar für Koordinatoren auf eine verständliche Art und Weise beantwortet hat. Durch ihr eigenes Engagement, ihren großen Erfahrungsschatz und das fundierte Fachwissen ist sie in der Lage die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu fesseln.
Besonders gewinnbringend war in meinen Augen die Einheit, in der die eigenen Probleme der Koordinatoren bei der Arbeit mit den Kindern besprochen wurde.
Die Besprechung der fünf learning dispositions hat den theoretischen Teil abgedeckt und eine gute Grundlage gebildet, um eigene Ideen für eine ganzheitliche Erziehung zu entwickeln. An verschiedenen Stellen wurde betont, wie einzigartig jedes Kind in seinen Fähigkeiten und seinem Charakter ist und wie sich dies auf das Lernen auswirkt. Dabei ist es notwendig, mit der ganzen Aufmerksamkeit bei den Kindern zu sein und die Individualität als Gewinn und nicht als Ärgernis zu betrachten.
Das ganze Seminar war sehr praxisorientiert und an die gegebenen Verhältnisse angepasst. Dadurch erscheinen die Ziele umsetzbar und man hat Lust bekommen, die eigene pädagogische Arbeit zu verbessern.
Ich denke, dass ich im Namen aller Teilnehmer spreche, wenn ich sage, dass dieses durchaus lehrreiche Seminar viele neue Impulse gegeben hat und dass Frau Höhn eine großartige Arbeit geleistet hat!
In diesem Sinne, herzlichen Dank für dein Engagement, liebe Kariane!

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